Wenn der Tinnitus lauter wird als die Musik

Dieser hier schmerzt jetzt richtig: Unsere Show im Ride-In vom 23. Oktober 2020 ist aufgrund der nur allzu bekannten Umstände abgesagt.

Es ist nun nicht so, dass es uns bei anderen Gigs nichts ausgemacht hätte, als sie abgesagt wurden. Aber wer mal auf der Ride-In-Bühne spielen durfte, der weiss genau, wovon wir sprechen: Diese Ecke hat ihre eigene, unvergleichliche Magie und das Lokal mit dem zugehörigen Betreiberteam gehört mit seinem einzigartigen Charme zu den Perlen unter den Venues in der Schweiz.

Auch wir haben das ohne viel nachzudenken schon oft gesagt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Nur leider stimmt das wohl nicht mehr ganz. Für Lokale wie das legendäre Ride-In droht in absehbarer Zeit der ewige Lockdown, weil sie ohne Konzertbetrieb und Privatvermietungen finanziell nicht zu halten sind. Selbst Bühnen, die durch Fördergelder aus unterschiedlichsten Quellen gestützt werden, hängen oft von der tatsächlichen Durchführung von Veranstaltungen ab, da nur diese zum Erhalt finanzieller Mittel berechtigt.

Uns beschleicht das mulmige Gefühl, dass zahlreiche Auftrittsmöglichkeiten für immer verschwinden werden, während gleichzeitig bei den Künstlern langsam aber sicher der Ofen aus ist. Wir als Freizeit- oder maximal semiprofessionelle Musiker, die höchstens einen überschaubaren Teil ihres Einkommens hieraus generieren, stehen zumindest kurz- und mittelfristig noch gut da. Aber seien wir ehrlich und vor allem realistisch: Auch wir sind auf die Profis und die Vielfalt in der Welt der Livemusik angewiesen, denn allein mit Bands wie „The C.A.P.“ rechnet sich die Sache für die Veranstalter nicht. Vom Publikum sprechen wir erst gar nicht.
Von alternativen Durchführungsformen wie Live-Streaming sind wir hier technisch in den meisten Fällen weit entfernt, zumindest wenn gewisse Qualitätsansprüche umgesetzt werden sollen. Parkplatzkonzerte im Stil eines Autokinos, wie wir es in den USA bereits sehen können, dürften bei allem Optimismus in der Schweiz bereits auf dem Weg zur behördlichen Bewilligung verhungern.

Es liegt uns fern, hier allzu politisch zu werden, aber uns fällt die extreme Kurzfristigkeit auf, in der Events abgesagt werden. Der Grund liegt in den Bedingungen, die laufend ändern. Am Ende wird folglich auch nicht ausgehend von einer Sicherheitsbeurteilung im Sinne der Gesundheit entschieden, sondern aufgrund der Bewertung anderer Risiken, wie zum Beispiel dem Quarantäne-Risiko für alle anwesenden Personen oder aufgrund potenziell negativer Presse.

Wenn wir es schaffen, dass die Sicherheitsregeln etwas stabiler, konsequenter und vielleicht sogar landesweit etwas homogener gehalten werden, dann hätten Veranstalter und Bands auch die Möglichkeit, längerfristiger zu planen und ein momentan verunsichertes Publikum für Anlässe zu gewinnen, bei denen alle ein gutes Gefühl haben dürfen.

Blibet aui gsung u bis gli!

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